Geschichte der Imkerei

09.03.2018

Imker werden von vielen als schrullige, besonnene und gelassene Leute angesehen, die einen ruhigen, komplizenhaften Umgang mit der Natur pflegen. Unter den Imkern gibt es stille Philosophen, Hobby-Priester im Tempel der Natur, geniale Lehrmeister aber auch mehr oder weniger faszinierende und starrsinnige Eigenbrötler.

Die Geschichte der Imkerei ist eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden. Seit Jahrtausenden werden Bienen (niederdeutsch: Immen) wegen ihrer Produkte wie Wachs und Honig vom Menschen genutzt und gehalten.

Einer der frühesten Belege, dass Menschen Bienen zur Gewinnung von Rohstoffen nutzten, sind Höhlenmalereien aus Spanien. Auf ihnen ist ein Honigsammler oder Honigjäger zu sehen, der auf einen Baum klettert und Bienenprodukte aus einem Loch im Stamm entnimmt.

Honigbienen sind auch heute noch Wildtiere, die einer Betreuung durch den Menschen eigentlich nicht bedürfen. Ursprünglich bevorzugten sie zum Errichten ihres Wabenbaus Hohlräume in Bäumen. Zunächst wurden dabei Bienenvölker in hohlen Baumstämmen abgeerntet. Später wurden die betreffenden Baumstücke herausgeschnitten und an einem günstigeren Standort, wie z. B. im Hausbereich, aufgestellt. Damit war die sog. Klotzbeute geschaffen. Aus der gelegentlichen Honigsuche entwickelte sich die Tätigkeit des Zeidlers, des Honigsammlers mit Waldbienenhaltung.

Die Geschichte der modernen Imkerei begann im 19. Jahrhundert mit der Umstellung von der Korbimkerei zur Kastenimkerei mit beweglichen Waben, die sich zur heute weitverbreiteten Magazin-Imkerei entwickelt hat. Bei der Korbimkerei wurde nur natürlich anfallenden Bienenschwärmen eine Nisthöhle gegeben; bei der Ernte von Honig und Bienenwachs wurde das Wabenwerk in zerstörerischer Weise herausgeschnitten.

Altertum

vor 8 000 bis 12 000 Jahre: Honigjäger wurden in Höhlenmalerein dargestellt.

vor 7 000 Jahren: Beginn der gezielten Haltung von Bienen in Zentralanatolien.

3 000 AC: erste Blütezeit der Imkerei im alten Ägypten.

2 400 - 600 AC: Reliefe aus einem Tempel und aus drei Grabkammern in Ägypten zeigen Imker bei der Arbeit an Beuten. Erste Wanderimker unterwegs auf dem Nil.

1000 AC: erste Großimkerei von Tel Rehov in Israel mit mehr als 100 Bienenstöcke.

um 600 AC: Verordnungen von Solon unterstreichen die Bedeutung der Imkerei im antiken Griechenland. Entdeckung der medizinischen Bedeutung des Honigs im antiken Griechenland.

um 400 AC: Hippokrates lehrt, dass Honigsalben Fieber senken und dass Honigwasser die Leistung der Athleten bei den antiken Olympischen Spielen verbessert.

um 350 AC: Der griechische Philosoph Aristoteles betreibt erste wissenschaftliche Studien an Bienen und legte seine Erkenntnisse in der Tierkunde nieder.

um 270 AC: Der Grieche Aristomachos von Soloi widmete sich der Bienenforschung.

37 bis 29 AC: Der römische Epiker Vergil verfasst das Lehrgedicht Georgica (über den Landbau), in dessen 4. "Gesang" er in 566 Versen die Haltung von Bienen in poetischer Form beschreibt.

500 AC: Klotzbeuten (Bienenklotzstülper) in Mitteleuropa (Fund: Vehnemoor/Nordwest-Niedersachsen). Eine Klotzbeute oder auch Klotzstülper ist eine künstliche, vom Menschen hergestellte Bienenbehausung, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm besteht. Klotzbeuten gehören zu den ältesten künstlichen und transportablen Bienenwohnungen. Sie stellen eine Entwicklungsstufe in der Zeidlerei dar und markieren den Übergang zur planmäßigen Bienenhaltung, der Imkerei

0 bis 200 AD: Bienenbeuten in Form eines Rutenstülpers in Norddeutschland. Der "Rutenstülper" war die typische Bienenbehausung der Germanen und wird auch als Vorgänger des Strohkorbs gesehen.


Mittelalter

510 AD: Bereits im Frühmittelalter standen im Salischen Gesetz hohe Strafen auf den Diebstahl von Bienen und Honig.

643 AD: die Westgoten verankern den Wildbienenfang im Gesetz und führen eine Haftpflicht bei Schäden durch Bienen ein.

748 AD: Eine Urkunde des Herzogs Odilo von Bayern belegt erstmals schriftlich die Waldbienenzucht, die als Zeidlerei bezeichnet wird.

Um 800 AD: Karl der Große befiehlt Imkereien auf seinen Gütern einzurichten. Wie historische Abbildungen belegen, wurden Bienen bereits in gezimmerten Kästen gehalten.

Im 14. Jahrhundert entsteht in Bayern die erste Imkerorganisation in Form der Zunft der Zeidler. Diese Zunft war hoch angesehen. Sie war einziger Lieferant für Bienenwachs, aus dem Kerzen hergestellt wurden. Dies ist auch mit ein Grund warum in vielen mittelalterlichen Klosteranlagen Imkereien zu finden waren. Die Zunftangehörigen genossen zahlreiche Privilegien.

Zwischen 1350 bis 1779 bekam die Zunft eine eigene Gerichtsbarkeit durch das Zeidelgericht in Feucht bei Nürnberg.

Aus dem gelegentlichen Sammeln von Honig einzelner Bienenvölker hat sich im frühen Mittelalter also die Waldbienenzucht, auch Zeidlerei genannt, entwickelt. Die Zeidler schufen Hohlräume in Bäumen, die sie mit einem Stück Holz abdeckten und dabei ein Loch freihielten, das den Bienen das Ein- und Ausfliegen ermöglichte. Wenn sich ein Bienenvolk angesiedelt hatte, ernteten die Zeidler Honig, Wachs und weitere Erzeugnisse wie Propolis und Gelée Royale. Letztere waren wichtige Bestandteile medizinischer Produkte. Um besser an den begehrten Rohstoff heranzukommen, gingen die Zeidler später dazu über, das Stück des Baumstammes mit dem Bienenstock abzuschneiden und am Boden aufzustellen.

Der Begriff Zeidler kommt ursprünglich aus dem Lateinischen: 'Excidere' bedeutet 'herausschneiden' und ging als 'zeideln' ('Honig schneiden') ins Althochdeutsche über. Honig schneiden hieß es, weil - anders als heute - beim Ernten die gesamte Honigwabe entnommen, genauer gesagt herausgeschnitten wurde.

Der enorme Wert von Bienenprodukten im Mittelalter, vor allem von Honig und Wachs, kann heute nur noch erahnt werden. Während Wachs den einzigen Rohstoff zur Herstellung von Kerzen darstellte, war Honig das einzig verfügbare Süßungsmittel im Europa des Mittelalters. Zucker gab es bis zum Anbau von Zuckerrohr im 15. Jahrhundert praktisch nicht. Hohe Strafen für Vergehen wie Honig- oder Bienendiebstahl belegen, wie wichtig Honig für das alltägliche Leben war.

Der langsame Niedergang des Zeidlerwesens begann ungefähr im 16. Jahrhundert und weist Parallelen zu der Etablierung von Rohrzucker in Europa auf. Mit dem Anbau von Zuckerrüben im 19. Jahrhundert verlor die Zeidlerei ihre wirtschaftliche Bedeutung endgültig - auch wenn es vereinzelt Projekte gibt, Bienenvölker im Wald anzusiedeln und das Handwerk der Zeidler wieder aufzunehmen.

Die Waldbienenzucht fand vorwiegend im Süden des heutigen Deutschlands statt, aber auch in ostdeutschen und baltischen Waldgebieten. Hier entstanden unter dem Deutschen Ritterorden "Beutner" Dörfer, wobei " Beutner" sich von dem Begriff " Beute" herleitet. Im Norden hatte sich die Korbimkerei etabliert, deren erste archäologischen Zeugnisse von einem küstennahen Fundort (Feddersen Wierde) aus dem 1. Jahrhundert stammen. Dabei wurden Bienenvölker in Strohkörben (Stülper) gehalten.

Im Norden des heutigen Deutschlands mit seinen weitläufigen Heidegebieten hatte sich die Korbimkerei etabliert. Dabei wurden Bienenvölker in Ruten- oder Strohkörben, sogenannten Stülpern gehalten, die in Bienenzäunen aufgestellt waren. In der Lüneburger Heide mit ihren ausgedehnten Heideflächen gab es schon im 16. Jahrhundert eine berufsmäßige Imkerei, deren Zentrum Celle in der Südheide war. Hier entwickelte sich auch die Heideimkerei. Ihr typisches Kennzeichen ist die Vermehrung der Bienenvölker durch Bienenschwärme.

Das ostdeutsche Zeidlerwesen erlebte bis zum Jahr 1800 seine Glanzzeit. Haus- und Waldbienenzucht waren den Zeidlern vorbehalten. Die eigene Technik barg einige Geschäftsgeheimnisse. Der Wald wurde zunehmend als Erzeugungsstätte von Holz gesehen und die Zeidler mit ihrer Technik nur noch geduldet. Klotzbeuten wurden im Wald aufgestellt, aber auch die Gartenbienenzucht fand immer mehr Beachtung.

Der Begriff "Beute" war im 19. Jahrhundert auf Schlesien beschränkt. In anderen Gegenden hießen die Bienenwohnungen "Stock" oder "Korb" oder "Sumper" u. a. Erst mit der Verbreitung der Dzierzon'schen Imkermethode verbreitete sich der Begriff "Beute" in anderen Teilen Deutschlands, weil die alten Begriffe nicht für die neuen Geräte taugten.

Imkereigeräte um 1820

Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Imkervereinigungen und -zeitungen. Eine erste Imkervereinigung außerhalb des Zeidelwesens war die 1768 gegründete Fränkische Bienengesellschaft. Ein Jahr später richtete die österreichische Erzherzogin Maria Theresia in Wien die weltweit erste staatliche Imkerschule ein. Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr die Imkerei durch mehrere Neuerungen eine revolutionäre Veränderung. Das war zunächst die Erfindung von beweglichen Holzrähmchen 1853 durch Baron August Freiherr von Berlepsch. 1858 führte Johannes Mehring die Mittelwand aus Bienenwachs ein, was den Bau von Bienenwaben beschleunigte. Die von Major Franz Edler von Hruschka 1865 vorgestellte Honigschleuder erleichterte die Gewinnung des Honigs. Ab 1838 erschien in Deutschland erstmals regelmäßig eine Imkerzeitung (Monatsblatt für die gesamte Bienenzucht). Ab dieser Zeit bildeten sich mehrere regionale Imkerorganisationen aus, die sich wegen ihrer periodischen Treffen als "Wanderversammlungen" bezeichneten. Zu einer einheitlichen Imkerorganisation kam es erst 1907 durch die Gründung des Deutschen Imkerbundes, ab 1925 unter der Präsidentschaft von Detlef Breiholz. Der Deutsche Imkerbund ist seit seiner Gründung die größte deutsche Imkervereinigung, in dem die einzelnen Imker-Landesverbände organisiert sind.


Heute

In den letzten 200 Jahren schien die Imkerei stark an wirtschaftlicher Bedeutung zu verlieren. Seit der Entdeckung des Rüben-Zuckers Anfang des 18. Jahrhunderts war Bienenhonig nicht mehr die einzige Süßquelle. Die industrielle Produktion von Kunstwachsen im großen Stil machte im 20. Jahrhundert das Bienenwachs entbehrlich.

Bei näherer Betrachtung erkennt man allerdings, dass heute der größte wirtschaftliche Wert der Bienen in der Bestäubungsleistung liegt.

Abgesehen davon wird heute von vielen der gesundheitlich hohe Wert von natürlichen und hochwertigen Bienen- und Imkereiprodukten, wie Honig und Honigprodukte, Propolis und Propolisprodukte, Gelee Royal etc. wiederentdeckt. 


Seit den 1970er Jahren wandelte sich die Imkerei in Deutschland von der stationären Betriebsweise in Hinterbehandlungsbeuten zur Mobilbetriebsweise in Magazinbeuten. Seither hat sich der jährliche Honigertrag pro Bienenvolk nahezu verdreifacht. Die ursprünglich in der Heideimkerei der Lüneburger Heide verwendeten Strohkörbe werden heute zumeist nur noch für repräsentative Zwecke eingesetzt, nur noch sehr wenige Imker arbeiten mit Stülpern.

Im 20. Jahrhundert wurden bei Bienen große wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Karl von Frisch, österreichischer Verhaltensforscher (1886-1982), erhielt 1973 den Nobelpreis für seine Arbeiten, die die Entschlüsselung der Tanzsprache der Bienen zum Inhalt hatten.